Höhengrenzen von Bäumen in den Bayerischen Alpen
Bäume brauchen ausreichendWärme, um wachsen und gedeihen zu können. Niedrige Temperaturen verlangsamen und begrenzen ihrWachstum. Dabei reagieren die einzelnen Baumarten unterschiedlich empfindlich. In unseren Breiten ist nicht etwa die Winterkälte, sondern es sind die Temperaturen des kurzen Bergsommers, genauer gesagt seine Dauer: Bäume brauchen eine bestimmte Anzahl von Tagen mit mindestens 5° C, um ihr jährliches Triebwachstum abzuschließen.Wärmebedingte Baumgrenzen findet man in einer bestimmten Entfernung von Nord- oder Südpol, in Hochgebirgen in einer bestimmten Höhenlage.
Leben im Gebirge
Mit zunehmender Höhe wird es im Gebirge immer kälter: Pro 1.000 Höhenmeter sinkt die Lufttemperatur um etwa 4,8 Grad. Die Vegetationsperiode – das ist die Zeit des Jahres mit Tagesmitteln größer als 5°C, in der die Pflanzen Photosynthese betreiben und wachsen können – wird immer kürzer. Parallel dazu nehmen Frost, Sonneneinstrahlung, Windgeschwindigkeit, Schneemenge und Schneedeckendauer zu. DieWirkungen des Schnees auf junge Bäume sind widersprüchlich: Einerseits schützt er vor Frost, Eisgebläse und winterlichem Verbiss, anderseits drückt er sie hangabwärts und fördert den Befall mit Schimmelpilzen. Um an der Baumgrenze zu bestehen, müssen Bäume dieseWidrigkeiten bestehen - dafür brauchen sie nicht selten Jahrzehnte.
Bäume am Höhenlimit
Im Bergwald nimmt mit der Höhe der Anteil an Laubbäumen immer mehr ab.Wärmeliebende Laubbäume wie Spitz-Ahorn, Stiel-Eiche und Sommer-Linde erreichen ihre obere Höhengrenze bereits bei etwa 1.000 Metern über dem Meeresspiegel (submontane Stufe). Andere Arten wie Rot-Buche und Berg-Ahorn kommen, meist in Mischung mit Fichte und Tanne, bis 1500 m Höhe im Bergmischwald vor (montane Stufe).
Als Waldgrenze bezeichnet man die obere Höhengrenze von geschlossenenWaldbeständen - sie wird in Bayern von der Fichte in 1600-1700 m Höhe gebildet (tiefsubalpine Stufe). Oberhalb stehen die Nadelbäume (Fichten, Zirben, Lärchen) in kleinen Gruppen oder als einzelne, vomWetter verformte Gestalten bis etwa 1.900 m ü.NN hinauf. Dazwischen gedeihen im Schutz der Schneedecke Krummholz-Gebüsche mit Latschen, Grünerlen, Strauchweiden, Ebereschen und Moorbirken.
Mit Baumgrenze ist die Höhenlage definiert, wo noch einzelne Bäume und Baumgruppen vorkommen können – und zwar aufrechte Bäume, mindestens 5 m hoch und mit einem dominierenden Stamm. Nach Körner (2012) dauert die Vegetationsperiode an der obersten Baumgrenze mindestens drei Monate bei einer mittleren Lufttemperatur von mindestens 6,4°C. Unterhalb dieser absolutenWärmegrenze beeinflussen Geländegestalt (Exposition und Hangneigung), die Verteilung von Fels und Schutt und Störungen durch Muren, Lawinen und Steinschlag, aber auch Rodung und Beweidung die exakte Lage der Baumgrenze.
Oberhalb der Baumgrenze können in den alpinen Rasen vereinzelte Vorposten der Baumarten mit weniger als 5 m Höhe oder Krüppelwuchs mit weniger als 1 m Höhe vorkommen. Die Obergrenze der Vorposten wird als Baumindividuengrenze bezeichnet.
Was haben Gebirgsbäume mit der Klimaforschung zu tun?
Die Vermutung liegt nahe, dass die einzelnen Baumarten mit steigenden Temperaturen immer weiter oben im Gebirge vorkommen könnten.Weil Bäume sehr langsam wachsen, hinkt die Verschiebung der Baumgrenze der Klimaänderung immer um mindestens 50 Jahre hinterher, möglicherweise um mehr als 100 Jahre (Körner 2012). Die Verschiebung läuft also vor unseren Augen ab!
Aus den Forschungen des Botanikers Otto Sendtner (“Vegetationsverhältnisse Südbayerns” 1854) liegen sehr genaue Daten vor, wo sich vor rund 170 Jahren die oberen Höhengrenzen von Pflanzen in den Bayerischen Alpen befanden. Damals – am Ende der sogenannten Kleinen Eiszeit - war es im Alpenraum durchschnittlich rund 2° kälter als heute: Rechnerisch verschieben sich dieWärmegrenzen um bis zu 400m!
In unserem Projekt wird erforscht, wo aktuell die oberen Höhengrenze für die einzelnen Baumarten in den Bayerischen Alpen liegen. Und ob sie sich die artspezifischen Höhengrenzen seit Otto Sendtners Zeiten entsprechend verschoben haben.
So können Sie mitmachen:
Wir brauchen möglichst viele Daten zu den aktuellen Höhengrenzen und suchen daher Teilnehmer, die bei ihrer Bergwanderung nach Bäumen Ausschau halten und uns ihre Beobachtungen melden.
Es geht dabei um:
- besonders hochgelegene Vorkommen einer Baumart (von insgesamt 22 Arten der Auswahlliste)
- in drei Größenklassen (kleiner 1 m, 1- 3 m, größer 3 m)
- von einem beliebigen Berg der Bayerischen Alpen
In diesen Höhenlagen der Bayerischen Alpen sind die Obergrenzen der einzelnen Baumarten zu erwarten: